MEMORIAL DU LINGE
Heute fahre ich zum Col du Wettstein um auf den Höhen der französischen Front die Wanderung zu beginnen. Entlang der Unterstände und Schützengräben führt der Weg an einem deutschen und einem französischen Soldatenfriedhof und am Memorial du Linge vorüber. Juli bis September 1915 tobte hier eine schreckliche Schlacht, die 17000 Tote in 3 Monaten forderte, und in deren Verlauf massives Bombardement und Gas zum Einsatz kamen. Noch hält sich der Nebel in den Höhen aber bei dieser Tour kann er mich nicht stören. Spannend wird zunächst ob die Zugangsstraßen soweit frei sind. Der Col du Wettstein ist mein Startpunkt...
Vom Col du Wettstein wo ich auf 880m Höhe geparkt habe führt ein Wanderpfad direkt in den Wald aufwärts und dann über ein von Felsansammlungen durchzogenes Plateau.
Startpunkt fürcden Circuit historique ist sie Ferne Auberge du Glaborn (jetzt natürlich geschlossen).
Auf dem Weg dorthin durchqueren ich bereits Überreste französischer Laufgräben und beobachte zahllose grasbewachsene Mulden, die eigentlich nur Einschlagskrater von Geschptzen sein können. Auf zwei felsigen Vorsprüngen finde ich dann auch bereits erste Verteidigungsbauten. Hier war damals französische Seite, die deutschen Stellungen offenbar nicht weit entfernt.
An der Ferme Auberge angekommen folge ich dem GR der geradewegs zu "La Courtine" führt, dem Ort an dem die Franzosen im Juli 1915 die Schlacht eröffneten um die Deutschen Befestigungen zu überrennen. Es handelt sich um eine große Lichtung, die noch heute einer Hubbelpiste gleicht: ein Loch am anderen, teilweise sind mittlerweile Bäume in den ehemaligen Kratern Gewächsen. Ein Teil des Geländes ist abgesperrt. Welch verzweifelte Offensive hier getobt haben muss wird sichtbar nachdem ich ein paar Schritte in den Wald gehe, wo die Deutschen eine nicht unbeträchtliche Bunkeranlage errichtet hatten mit Schützengräben. Die französische Offensive war erwartet worden und mit preußischer Genauigkeit war hier ein befestigtes Bollwerk errichtet worden, gegen das die französischen Chasseurs anstürmten. Der Rasen hat sich sanft über die Krater gelegt, Pflanzen überwuchern Teile dercFläche, aber mit dem Wissen der Ereignisse von 1915 stellt sich alles ganz eindeutig dar. Ich stehe auf einem Schlachtfeld....Im Wald durchlaufe ich die deutschen Befestigungen, Bunker, die voll Wasser gelaufen sind, Schützengräben, die ins nichts zu führen scheinen. Gruselig wenn man bedenkt, dass hier vor 105 Jahren so viele junge Menschen in einem völlig sinnlosen Gemetzel ihr Leben ließen und die stummen Zeugnisse ihres vermeintlichen Schutzes noch immer hier ohne sie Wacht halten. Ein Ort um Gänsehaut zu bekommen. Bilder entstehen wie allein im Kopf, die Fantasie tut ihr übriges...
Vom Col du Wettstein wo ich auf 880m Höhe geparkt habe führt ein Wanderpfad direkt in den Wald aufwärts und dann über ein von Felsansammlungen durchzogenes Plateau.
Startpunkt fürcden Circuit historique ist sie Ferne Auberge du Glaborn (jetzt natürlich geschlossen).
Auf dem Weg dorthin durchqueren ich bereits Überreste französischer Laufgräben und beobachte zahllose grasbewachsene Mulden, die eigentlich nur Einschlagskrater von Geschptzen sein können. Auf zwei felsigen Vorsprüngen finde ich dann auch bereits erste Verteidigungsbauten. Hier war damals französische Seite, die deutschen Stellungen offenbar nicht weit entfernt.
An der Ferme Auberge angekommen folge ich dem GR der geradewegs zu "La Courtine" führt, dem Ort an dem die Franzosen im Juli 1915 die Schlacht eröffneten um die Deutschen Befestigungen zu überrennen. Es handelt sich um eine große Lichtung, die noch heute einer Hubbelpiste gleicht: ein Loch am anderen, teilweise sind mittlerweile Bäume in den ehemaligen Kratern Gewächsen. Ein Teil des Geländes ist abgesperrt. Welch verzweifelte Offensive hier getobt haben muss wird sichtbar nachdem ich ein paar Schritte in den Wald gehe, wo die Deutschen eine nicht unbeträchtliche Bunkeranlage errichtet hatten mit Schützengräben. Die französische Offensive war erwartet worden und mit preußischer Genauigkeit war hier ein befestigtes Bollwerk errichtet worden, gegen das die französischen Chasseurs anstürmten. Der Rasen hat sich sanft über die Krater gelegt, Pflanzen überwuchern Teile dercFläche, aber mit dem Wissen der Ereignisse von 1915 stellt sich alles ganz eindeutig dar. Ich stehe auf einem Schlachtfeld....Im Wald durchlaufe ich die deutschen Befestigungen, Bunker, die voll Wasser gelaufen sind, Schützengräben, die ins nichts zu führen scheinen. Gruselig wenn man bedenkt, dass hier vor 105 Jahren so viele junge Menschen in einem völlig sinnlosen Gemetzel ihr Leben ließen und die stummen Zeugnisse ihres vermeintlichen Schutzes noch immer hier ohne sie Wacht halten. Ein Ort um Gänsehaut zu bekommen. Bilder entstehen wie allein im Kopf, die Fantasie tut ihr übriges...
Die französische Offensive richtetecsich gehen die deutschen Stellungen am Barrenkopf und auf dem Schratzmaennele, beide stark befestigt. Ich mache mich auf dem Weg durch den Waldabschnitt und steige den "Schatzmaennele" hoch, eine besonders hart umkämpfte Anhöhe, die u.a. von bayrischen Landwehrtruppen verteidigt wurde. Zu diesem Zweck bauten sie einen RotsandSteinbruch zur Festung um.
Der Weg auf den "Schratz" erinnert etwas an den Hartmannswillerkopf (siehe Blog vom Oktober) : alle paar Meter eine Geschützstellung, Schützengrabensysteme und Bunker. Von hier aus war der ganze Waldabschnitt unter Feuer und man mag sich das Blutbad nicht vorstellen das auch hier gewütet haben.
Ich finde beeindruckend gut erhaltene Gräben und schaue mit Taschenlampe in die Bunkerräume hinein, wo tatsächlich Mannschaftsräume angelegt waren: Leben in Höhlen, kalt und nass, ständige Todesfurcht und hier oben immer ganz auf sich gestellt.
Die Natur hat sich diesen Ort wieder erobert: ein traumhafter Baumbestand, dichter Buschwuchs, ein Paradies auch gewiss für Pilze. Die Steinbrüche (es gibt zwei hier oben) lieferten einmal ganz sauberen roten Stein, jetzt sind auch sie Kriegsdenkmäler.
Ich komme schließlich oben an, Hinweisschilder lassen die Wahl: Friedhof oder Memorial. Ich wähle zunächst den Weg zum deutschen Soldatenfried "Baerenstall"....
Am Lingekopf finde ich einen deutschen Soldatenfriedhof, der einige Jahre nach dem Krieg angelegt wurde um die Gebeine der zahlreichen bis dahin eher provisorisch bestatteten deutschen Soldaten zusammenzuführen. Der Friedhof am Baerenstall ist für mich heute einer der beeindrucksten Orte: mitten im Wald stehen tausende dunkler Kreuze auf einer ansteigenden Wiese, die von zwei Denkmälern überragt wird
Alles atmet Stille, kein Pomp, kein Nationalheiligtum, einfach nur das nackte Bewusstsein dafür, dass hier der tausendfach Tod Ernte gehalten hat und jetzt der Feldwebel neben dem Kanonier, der Christ neben dem Jude (!) und der namentlich bekannte Soldat neben dem nicht identifizierten Kaneraden liegt. Ich gehe durch die Reihen und spreche leise ihre Namen aus, niemand sonst ist hier. Namen, die mal Menschen waren. Ein Ort den es in anderen Welt nicht geben müsste. Es ist der vierte große deutsche Soldatenfriedhof, den ich auf französischem Boden besuche und es fühlt sich immer gleich an: Andacht, gemischt mit stiller Wut, Scham und Mitleid. Dann fallen alle diese Gefühle zusammen und ich bin dankbar dass 100 Jahre vergangen sind, ich hier stehen darf und Frankreich mit anderen Augen sehen darf als viele Deutsche damals.
Ich setze mich, schenke mir Tee ein und mache Brotzeit. Es ist unglaublich still hier, man hört seine eigenen Gedanken fast als würde man reden.
Heute liegen diese deutschen Soldaten in der Erde eines befreundeten Landes- als sie beerdigt wurden waren sie "Boches"- besiegte Feinde, die die Schuld am Krieg trugen und kein Mitleid zu erwarten hatten. Heute trauern wir gemeinsam: Deutsche und Franzosen- um ganze europäische Generationen, die in unserer Erde gebettet sind.
Ich laufe vom Baerenstall durch den Wald erneut über den Schratz um auf der anderen Seite zum Lingekopf zu gelangen: nach dieser zentralen Befestigung ist das ganze Schlachtgeschen in 1915 benannt.
Hier ist ein Memorial erbaut worden, das zahlreiche Funde präsentiert und erklärt. Natürlich geschlossen....Da ich das wusste kein Problem, die nötigen Informationen habe ich mir bereits angelesen und betrete sozusagen ein nationales Heiligtum, so der Text am Eingang. Gemeint ist damit zum einen die patriotische Bedeutung dieser Schlacht für das später siegreiche Frankreich und zum anderen der Umstand, dass hier unzählige Menschen gestorben, darunter sehr viele "disparu", also verschollen sind. Wer weiß wie viele heute nich hier ihre letzte Ruhestätte haben? Ausgrabungen finden nicht mehr statt, dafür hat man das Areal in Stand gehalten, sodass man einen wirklich extrem authentischen Einblick in diese Kriegsführing bekommt. Nach Verdun muss ich sagen kommt dieser Ort einer Ahnung was dieser Krieg wirklich bedeutet hat am nächsten! Schauderhaft deutlich wird, wie unglaublich nah hier französische und deutsche Gräben aneinander entlang laufen. Und wie ungleich die Ausgangslage: die deutschen Begestigungen gleichen einer Burganlage: in 3 Linien (!) sind Gänge stark befestigt mit allem Schnickschnack entlang des Höhenkamms errichtet. Die deutschen Geschütze sind abwärts auf die franz.Gebirgsjäger gerichtet. Völlig
uneinnehmbar. Die franz.Gräben sind eher provisorisch errichtet worden, in einer Hanglage von über 20% von unten! Ein ungleicher Kampf, der hier vom Material entschieden werden sollte. Und nicht entschieden werden konnte: nach 3 Monaten mit blutigsten Angriffen beider Seiten bleibt es ab Oktober 1915 ein Stellungskrieg, der ebenso steckenblieb wie zahllose Frontabschnitte in Frankreich. Die meisten Toten an der Vogesenfront starben im Soätsommer 1915...
Was hier fasziniert ist der Zustand und die Vollständigkeit der gesamten Anlage. Wer einmal hier war, weiß was Stellungskrieg bedeutet und was für ein Wahnsinn Krieg ist.
Man kann auch Staunen über die ingenieursleistung der deutschen Anlage, letztlich aber alles für das große Morden....
Ich nehme mir viel Zeit und laufe entlang der 1.Linie, steige später in das Grabensystem ein und nehme die Position der Schützen ein. In der 2.Linie habe ich schließlich das Gefühl in einem Labyrinth gefangen zu sein. Schutzstellungen bei Beschuss waren bis zu 10m tief gebaut. Unglaublich. Am Rand der Anlage der Abhang, der Blick auf die französischen Gräben .
Ich muss wieder an den Soldatenfriedhof denken. Nachher besuche ich auch den französischen auf dem Wettstein. Der Lingekopf - das zweite große Schlachtfeldin den Vogesen - berührt emotional: 17000 Tote in 3 Monaten: und alles für nichts! Nur der Tod hat reichlich Ernte gehalten. Wir Europäer haben ein schweres Erbe und müssen doch noch immer daran erinnert werden....
Ich gehe vom Memorial wieder in Richtung Wettstein und komme auf einem Plateau an einer Gedenkstele vorbei.Von hier kann man die Breite der Front erahnen, die komplexen landschaftlichen Herausforderungen bei einem Höhenunterschied von Berg und Tal.
Über zwei Kuppen gewinne ich wieder an Höhe u d laufe schließlich auf dem gleichen Randonnée wie zu Beginn.
Zwischen den Einschlagslöchern verläuftceine Mauntainbikestrecke. Ich drehe mich um und da bemerke ich ein faszinierendes Lichtspiel der untergehenden Sonne mit dem aufsteigenden Nebel. Ich hatte heute Glück: hier oben war es klar und gegen Ende sogar sonnig, jetzt gewinnt der Nebel die Oberhand und es wird kühler.
Ich kann bis zum Grand Ballon blicken und sehe mein morgige Ziel , den Honeck! Schneebedeckter Kamm....
Die Fotos sagen dazu mehr aus!
Den Abschluss meiner Exkursion zum Lingekopf bildet der Besuch der Necropole auf dem Col du Wettstein. Hier ist das offizielle Totengedenken für die gefallenen (Franz.) Soldaten. Ein typischer staatlicher Trauerort mit Franz. Fahne. Die hellen Kreuze werden ergänzt durch h zwei Gebeinhügel (Ossouaire), wo tausende franz. Gefallene ruhen.
An diesem Ort lege ich wiederum eine Tee&Brotzeit ein und genieße die Stille.
Ein riesenhafte Kreuz ist errichtet mit dem Wort PAX . Ein bedeutend kleineres Holzkreuz ist angebracht das wohl ursprünglich diesen Friedhof eröffnete.
Ich trinke aus, gehe an den Gräbern vorbei und spreche wieder Namen aus. Hängen bleibe ich an den Gedenktafeln von Familienangehörigen...
Ich frage mich ob es so etwas in Deutschland je gegeben hat, ich meine: die Gräber waren weit entfernt, Trauer war sowieso schwieriger nach dem verlorenen Krieg und wer weiß heute noch wo die Ahnen ruhen und fährt hin ei e Tafel anbringen. Das kommt vor , ist aber sehr selten.
Der "Grande Guerre" ist in Frankreich, in den Familien, glaube ich etwas ganz anderes gewesen als für Deutschland der "Erste Weltkrieg".
Als ich den Friedhof verlasse geht die Dämmerung schnell voran und im Tal sammelt sich der Nebel wie Zuckerwatte. Im Monschein ergeben sich wundervolle Blicke ins Münstertal als ich losfahre.
Als ich durch Munster fahre (elsässisch: "Menschter") bemerke ich, dass auf dem Kirchplatz ein Weihnachtsmarkt ist und ordentlich was los zu sein scheint. Also beschließe ich zu parken und genieße im Licht der Kirche einen "Vin chaud" und ei e Tarte Flambée. Viele Buden mit regionalen Produkten, Crepes und ein Karussell, Holzfeuer zum Wärmen. Eine schöne Atmosphäre: in Deutschland sind an Weihnachten alle Weihnachtsmärkte ja geschlossen, damit nach den Festtagen der Umtausch und der Böllerverkauf nicht gestört wird. Hier nehmen (die Franzosen!) noch die Zeit die Weihnachtszeit zu genießen, die ja ohnehin kirchlich noch andauert...
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