Cafe Rubens, 23.40
Ich sitze noch über komoot und gebe die letzten Ecken für morgen ein wie gesagt orientiere ich mich generell an Essers Tour (s.u.) habe aber andere Abschnitte zusamnen gefasst, die mehr meinem Übernachtungskonzept und Radelpensum, letztlich auch meinem Zeitplan entsprechen.Morgen habe ich ca. 70 km geplant, von hier über Nieuwport, den Totengangcan der Yser, Dixmuide und Zuidschote (1. Gasangriff) bis nach Langemarck wo ich mron Nachtlager nahe des deutschen Soldatenfriedhofs habe. Geplant ist, dass ich um 20h schon mal beim last Post in Ypern reinhöre. Der Frontbogen und die Stadt ist dann Teil von Etappe.
Hier im Hotel habe ich ein recht kleines aber vollauf genügendes Zimmerchen. Nur die Rezeption ist noch kleiner (und noch improvisierter). Der freundliche und deutsch sprechende Chef hat mir sogar genehmigt mein Ghost über Nacht ins Restaurant zu stellen.
Das Cafe ist sehr gemütlich mit Blick zum Hafen an der Promenade gelegen. Ich hatte also kurze Wege und kann meinen Absacker gleich hier einnehmen. Der Abendhimmel am Strand war schon ein sehr schöner Abschluss um die Gedanken etwas streifen und die Seele baumeln zu lassen.
Für morgen scheint alles geklärt zu sein. Ich bin gespannt, nun tatsächlich auch auf die "Zeit"-Reise zu gehen. Die vergangene Woche hatte viele gute Einstimmungen, ich freue mich auch auf das "Fietsen" auf der "Fietsrouten", das flandrische Knotemsystem (auch wenn ich es zur Orientierung nicht benötige).
Gute nacht!
Gleich an der schönen neugotischen St.Peter und Paulskirche trifft man auf ein Denkmal für die Opfer der Weltkriege. Oostende hat in beiden Kriegen aufgrund seiner strategischen Schlüsselage viel gelitten. Das Denkmal zeigt auf zwei Seiten neben den Soldaten aich die Zivilbevölkerung. Attribute wie Gasmasken fallen mir besonders ins Auge.
Hier an der See endete der sogenannte "Wettlauf" zum Meer, der nach dem Scheitern des Schlieffenplans zum Stellungskrieg führte. Hier konnte keine Front mehr umgangen werden: zur See dominierte die britische Flotte.
Ausgerechnet hier, wo sich Künstler und Denker des "Zeitalters der Moderne" noch kurz zuvor ("1913") die Hände schüttelten, Tee tranken und die heilsame Seeluft lobten, hier mitten im alten Europa des Handels, der Kultur , der Wissenschaft und der Vielfalt: genau hier sollte die blutigste und tiefste Wunde gerissen werden. Von Nieuwport, das ich morgen als erstes ansteuern werde hinunter durch West-Flandern, die Picardie bis nach Arras, Noyons, Compiegne, Soissons, Craonne, Reims, Verdun, durch die schönen Vogesen bis zur Schweizer Grenze.
Die Narbe Europas .
Wenn man hier am Meer sitzt - zumal als Deutscher Tourist- dann scheint das alles einer sehr weit entrückten Vergangenheit anzugehören, deren fernes Aufblitzen gern neben Waffeln und Wellen mal einen Seufzer verdient um dann wieder in fernen Schulerinnerungen weggesteckt zu werden.
Ich bin mir sicher genau so fern war den Touristen, die hier 1913 saßen ebenfalls die Vorstellung eines Krieges, auch wenn sie ihn noch vor sich hatten. Zeit ist dabei eine trügerische Einheit. Ob dieser Krieg 103 Jahre her ist oder 3: er wird immer ein unheimliches Rätsel bleiben: die Entfesselung größten Hasses und größter Vernichtung. Und wofür?
Und so zivilisiert und erhaben wie sich Europa 1913 noch fühlte so fühlen wir uns heute doch auch! Es ist eine der trügerischsten Friedenszeiten gewesen, die "Vorkriegszeit"- noch bis zum Sommer 1914. Und dann brachen alle Dämme. Es war so ganz anders als 1939.
Der Wind wird kühler, aber die Sonne geht bald unter: so schön hier! Ich hole mir noch eine Jacke und flaniere am Wasser.
Strandpromenade
Hier pulsiert das Leben. Die Sonne steht tief, man flaniert, shoppt, macht Meerfotos, Unentwegte baden trotz ordentlicher Brise, die den Sand hoch zu den Geschäften weht. Die Möwen kreischen, der Waffelduft ist überwältigend und überall kurven Riesenkettcars und Fahrräder herum.
Die Hotelkukisse ist wahrlich Geschmacksache, kann man aber sufgrund der sehr breiten Promenade gut ausblenden.
Ich bin zunächst mal weit raus zur Hafeneinfahrt gelaufen für schöne Eindrücke vom Meer, auch recht feucht....
Jetzt kommt der Appetit....
Oostende, 16.05h
Ich bin eingetroffen und habe erstmal mein Hotel an der Strandpromenade angesteuert. Nach dem Check in, gehts gleich raus ans Meer. Die Möwen rufen schon....
14.12 Uhr Antwerpen-Berchem
Soeben setzt sich mein 5. und letzter Zug in Bewegung. In Antwerpen-Berchem habe ich dann auch die belgische Radkarte gekauft : blue bike für 4,- . Dafür musste ich allerdings das Rad die Treppen herunter heben da es keinen Rohlstuhl Lifz gibt. Nur aufwärts gibt es Rolltreppen. Als ich mein vepacktes Ghost da hinauf fahren wollte blieb die Rolltreppe einfach stehen. Dann musste es mit einer Rollrinne aus den 50ern aufwärts geschoben werden. Gleichzeutig ist aber in diesem Bahnhof alles sonst digitalisiert, Getränk mit Bankkarte am Automat...
Egal: meine Bahn-Route hat tatsächlich- mit Ausnahme des deutschen Abschnittes- geklappt! Ich rolle nach Oostende....
Dann kamn ich zeitig im Hotel einchecken und noch etwas an der See flanieren....die Sonne 🌞 lässt sich wieder mehr blicken.
Das Gefühl, den selben Weg nicht auch noch zurückgehen zu müssen ist gerade fast euphorisierend. Die Rückfahrt von Reims habe ich noch garnicht gebucht, hoffe aber dass ich durch Lothringen schnell fahrradkompatible Züge finde.
Jetzt nur vorwärts denken Strecke fahren, Station machen.....
13.00
Ich erreiche gleich Antwerpen und lasse die Niederlande hinter mir. Der nun schon 4.Zug ist wieder ein IC, Fahrradabteil klein, aber wir sind darin zu dritt. Ich plaudere ein wenig mit einem niederländischen Radler. Uns stören lediglich die Wolken, die teilweise düster dräuen...
Antwerpen wurde von den Deutschen schwer beschossen und konnte nicht von den Belgiern gehalten werden, weshalb sich die Regierung im Oktober 1914 nach Oostende zurück zog.
Ich habe mich etwas in den 6 großen Armeen orientiert, die da aus Deutschland an die Westfront geschickt wurden. Je mehr man ins Detail geht desto mehr gewinnt man einen Eindruck von der Perspektive der einzelnen Soldaten.
Die 1.Armee stand im Norden und sammelte sich im Raum Aachen. Ihre Aufgabe war die schnelle Umfassung der französischen Armee bis hinter Paris. Dabei war ein schneller und völkerrechtswidriger Überfall auf Belgien einkalkuliert.
Aus dieser rechten Flanke des Heeres verblieb das 3. Reserve-Korps unter General v.Beseler in Belgien und war an den Schlachten um Antwerpen und später an der Yser, z.B. Ypern beteiligt Dann als Teil der 4.Armee) Dieser Großverband war also dort stationiert wo ich meine Zeitreise beginne. Hier in Antwerpen wurde daraus die sogenannte Armeegruppe Beseler". Woher die Soldaten kamen und auf wen sie trafen wird mich dann vor Ort beschäftigen.
Heute ist mein Ziel Oostende. Noch einmal umsteigen....
9.20h
Ich konnte in Hengelo das FahrradTicket für 5.50 am Automat ziehen und fahre nun in der Regionaltram von blauwnet nachZutphen. Hier konnte ich nicht reservieren, daher bin ich nicht zu 100% entspannt, aber Platz gibt es.
Ich vertraue mal auf die Wirkung meines Europa-Shirts ;-)
8.40h
Und endlich rollt es: nachdem die Bahn zwei Züge durch Busse ersetzen ließ bekam ich schließlich rettende Starthilfe durch meinen SchwiegerPapa : Fahrradlift aufs Auto bis Rheine, von dort AnschlussZug nach Hengelo. In diesem Zug sitze ich nun und versuche die Stunde Verspätung zu halten. Es kann eigentlich nur besser werden...
6.50h
Ich habe es ja geahnt, nein: erwartet, vielmehr sogar eingeplant! Aber dass gleich DER ERSTE ZUG in Deutschland, eine lausige RB einfach ausfällt, das versuche ich jetzt mal bei einem spontanen Frühstück wegzuatmen. Schon ist die erste Stunde des Tages weg, und geschlafen hätte ich auch gern noch. Sänk ju for träwweling wis DEUTSCHE BAHN....
Guten Appetit.
Cafe Rubens, 23.40
Ich sitze noch über komoot und gebe die letzten Ecken für morgen ein wie gesagt orientiere ich mich generell an Essers Tour (s.u.) habe aber andere Abschnitte zusamnen gefasst, die mehr meinem Übernachtungskonzept und Radelpensum, letztlich auch meinem Zeitplan entsprechen.Morgen habe ich ca. 70 km geplant, von hier über Nieuwport, den Totengangcan der Yser, Dixmuide und Zuidschote (1. Gasangriff) bis nach Langemarck wo ich mron Nachtlager nahe des deutschen Soldatenfriedhofs habe. Geplant ist, dass ich um 20h schon mal beim last Post in Ypern reinhöre. Der Frontbogen und die Stadt ist dann Teil von Etappe.
Hier im Hotel habe ich ein recht kleines aber vollauf genügendes Zimmerchen. Nur die Rezeption ist noch kleiner (und noch improvisierter). Der freundliche und deutsch sprechende Chef hat mir sogar genehmigt mein Ghost über Nacht ins Restaurant zu stellen.
Das Cafe ist sehr gemütlich mit Blick zum Hafen an der Promenade gelegen. Ich hatte also kurze Wege und kann meinen Absacker gleich hier einnehmen. Der Abendhimmel am Strand war schon ein sehr schöner Abschluss um die Gedanken etwas streifen und die Seele baumeln zu lassen.
Für morgen scheint alles geklärt zu sein. Ich bin gespannt, nun tatsächlich auch auf die "Zeit"-Reise zu gehen. Die vergangene Woche hatte viele gute Einstimmungen, ich freue mich auch auf das "Fietsen" auf der "Fietsrouten", das flandrische Knotemsystem (auch wenn ich es zur Orientierung nicht benötige).
Gute nacht!
Cafe Rubens, 23.40
Ich sitze noch über komoot und gebe die letzten Ecken für morgen ein wie gesagt orientiere ich mich generell an Essers Tour (s.u.) habe aber andere Abschnitte zusamnen gefasst, die mehr meinem Übernachtungskonzept und Radelpensum, letztlich auch meinem Zeitplan entsprechen.Morgen habe ich ca. 70 km geplant, von hier über Nieuwport, den Totengangcan der Yser, Dixmuide und Zuidschote (1. Gasangriff) bis nach Langemarck wo ich mron Nachtlager nahe des deutschen Soldatenfriedhofs habe. Geplant ist, dass ich um 20h schon mal beim last Post in Ypern reinhöre. Der Frontbogen und die Stadt ist dann Teil von Etappe.
Hier im Hotel habe ich ein recht kleines aber vollauf genügendes Zimmerchen. Nur die Rezeption ist noch kleiner (und noch improvisierter). Der freundliche und deutsch sprechende Chef hat mir sogar genehmigt mein Ghost über Nacht ins Restaurant zu stellen.
Das Cafe ist sehr gemütlich mit Blick zum Hafen an der Promenade gelegen. Ich hatte also kurze Wege und kann meinen Absacker gleich hier einnehmen. Der Abendhimmel am Strand war schon ein sehr schöner Abschluss um die Gedanken etwas streifen und die Seele baumeln zu lassen.
Für morgen scheint alles geklärt zu sein. Ich bin gespannt, nun tatsächlich auch auf die "Zeit"-Reise zu gehen. Die vergangene Woche hatte viele gute Einstimmungen, ich freue mich auch auf das "Fietsen" auf der "Fietsrouten", das flandrische Knotemsystem (auch wenn ich es zur Orientierung nicht benötige).
Gute nacht!
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Freddy (Freitag, 30 Juli 2021 00:21)
Ein aufregender Reisebeginn. Aber du bist ja angekommen. Sehr Interessant, was du alles weißt�! Die Tour scheint dir bisher Spaß zu machen. Freut uns, dass du so viel Spaß hast☺️
Viel Spaß noch bei der Erkundung und der Weiterfahrt�
Markus (Freitag, 30 Juli 2021 00:26)
Lieben Dank! Ja, es ist wirklich aufregend, da man voel planen kan , aber live ist nun mal live!
Herzliche Grüße in die Heimat!