Das STAMMLAGER VIIIa
Plötzlich fahre ich im Wald oberhalb der Neiße kurz vor Zgorzelec an einem ziemlich Verwahrlosten Friedhof vorbei: natürlich muss ich da umdrehen und nachforschen. Schlichte einseitig ornamentierte Betonplanken, die mächtig in die Jahre gekommen sind umfrieden hier ca.10000 sowjetische Soldaten die im "StaLag 8a" ums Leben gekommen sind. Zugewachsene Reihen ohne Kreuze/Grabsteine vermitteln den Eindruck einer Massengrablege in mehreren Gängen. In der Mitte steht ein Gedenkstein mit polnischer und französischer Widmung für die Opfer der Gefangenschaft.
An die 100000 Kriegsgefangene sind hier/nahe von hier seit 1939 im Stammlager festgehalten, zum Arbeitsdienst gezwungen worden und offenbar auch in großer Zahl verstorben wobei das vor allem für die abgesondert inhaftierten Sowjets galt.
Neben der Tragik dieses unmenschlichen Lagers gibt's aber auch h eine skurrile Geschichte: 1940 komponierte der französische Komponist Olivier Messien sein "Quatuor pour la fin du temps" HIER...in Gefangenschaft!! Hier eine Doku dazu mit der Musik. Man fährt anders an solchen Orten vorbei wenn man Dinge weiß, die dort geschehen sind...
Nachtrag: Sowjetischer Friedhof
Als ich im Januar auf dem rumänischen Kriegsgefangenen-Friedhof in Soultz (Elsass) für den WK1 stand dachte ich, wie bewundernswert dass die Nationen (F,Ro) noch an diese Soldaten denken, Kränze niederlegen lassen und den Ort pflegen.
Hier stehe ich nun an einem Kriegsgefangenen- Friedhof, der verwahrlost. Der Unterschied? Es handelt sich um sowjetische Soldaten auf polnischem Boden... Mit Interesse habe ich den Vorstoß vor einigen Wochen zur Kenntnis genommen, dass für sowjetische Ehrenmäler keine deutschen Steuergelder mehr aufgewendet werden sollen. Das ist sehr ambivalent und durch die aktuelle Kriegssituation ein höchst unglücklicher Zeitpunkt.
Aber: Fakt ist, dass es keine Sowjetunion mehr gibt. Russland ist nicht die Sowjetunion (Auch wenn Putin das gern hätte). Was ändert das eigentlich, sagen wir, in den kommenden 23 Jahren bis zum 100 Jubiläum des Kriegsendes?
Hier am Rande Polens verwahrlost das Gedenken, die bemitleidenswerten Gefangenen von damals haben das einerseits nicht verdient, andererseits kann es ihnen ja egal sein. Ich muss sagen, dass ich den verfallenen Friedhof sehr stimmungsvoll fand. Es ist schon lang her man kann das hier sehen, und solange man noch weiß was hier ist und war, fühlt sich das irgendwie wie eine gute Lösung an...
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