Etappe 1: Wissembourg- Strasbourg
9.18h - Ich sitze am Bahnhof in Mainz und registriere, dass mein schöner Elsass-Express heute aufgrund des französischen Streiks (ja: immer noch!) In Neustadt endet. Ob/wie dann mit Bus der Anschluss nach Wissembourg klappt ist die erste spannende Frage des Tages.....
Da die Sonne strahlt lasse ich h mich garnicht aus der Ruhe bringen u d genieße jetzt erstmal mein leeres Fahrrad-Abteil....
10.53h Ich sitze im Reisebus (SEV), der den Rest der Strecke nach Wissembourg bedient. Der wie ein Schlot rauchende und riechende Busfahrer hat mein Fahrrad einfach in den Gepäckraum genommen und los geht's..
Die Temperatur ist ordentlich geklettert und noch strahlt die Sonne ordentlich herab: jetzt freue mich auf Tarte flambèe in Wissembourg und den offiziellen Tourstart in der Eglise St.Jean....
Kurz nach 12 könnte ich in Wissembourg aus dem Bus steigen.
Heureux! Wieder in meinem gemütlichen Wissembourg: mit dem Radel ist man immer flott im Zentrum, überquert die Lauter über eine der Brücken und schwupp-di-wupp: sitze ich in einem Resraurant und lasse mir meine Tarte flambèe Munster schmecken! Herrlich! Die Sonne scheint noch immer großzügig und nach dem Essen starte ich offiziell mit dem Besuch von St.Jean .....
Das Klavier! Immer noch und wieder steht dieses magische Klavier vor dem Altarraum!! Ich Liebe es!
Natürlich setze ich mich unverzüglich dran und fange an die Melodie zu spielen. Nach 5 Minuten bemerke ich erst, dass jemand im Kirchenraum ist, eine ältere Dame und ein junger Mann.
Sie kommt auf mich zu und bedankt sich für "die wundervolle Musik", "besonders dieses Lied "...
'Befiehl du deine Wege' spiele ich jedes Mal wenn ich hier bin.
Nachdem sie gegangen sind genieße ich noch einige Momente die Stille, besinnen mich und nehme einen inneren Anlauf für die anstehenden 10 Tage auf dem Rad.
"Der Wolken, Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahnder wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann."
Jetzt beginnt die Reise!
Südlich von Wissembourg steigt das Gelände an. Mein erster Aufstieg mit Gepäck heute, ein echtes WarmUp...
Der "Geisberg" war 1870 Stellung der preußischen Armee und hier fand eine entscheidende Schlacht um Wissembourg Statt, wie man beim unterhalb gelegenen französischen Memorial sehen kann. Hier oben steht recht einsam das Gedenkkreuz der Preußischen Grenadiere, leicht verwittert aber als Ort des Gedenkens würdig erhalten. Da ich hier schon gewesen bin lasse ich die Drohne etwas kreisen, genieße den Weitblick und mache mich dann wieder auf den Weg.Der erste Abschnitt heute wird hügelig....
Die Anlage des Fort Schoenenbourg gehört zu den massiven Bastionen der Maginot-Linie. Da ich bereits drinnen war belasse ich es heute bei einem Kurzbesuch des Geländes: immer sehr beeindruckend! Im Four a Chaux in Lembach war ich schon mit Schülergruppen, was immer eine sehr wertvolle Erfahrung war: eine Mischung aus Grusel, ungläubigen Staunen und lehrreichen Schlussfolgerungen. Ein fliegendes Klassenzimmer im besten Sinne des Wortes.
Ich radele weiter und muss bei dem Auf und Ab ein wenig ans Allgäu denken: jedes Dorf liegt entweder im Tal oder auf der Erhebung, die Folgenden ist, man muss ständig Höhe überwinden.
Hübsche Dörfer sind das hier, eine wahre Idylle. In der Ferne der Schwarzwald und im Westen die nördlichen Vogesen, die ich stets im Blick habe. An ihrer Linie führt meine Tour nach Süden.
Mit einer Kapelle und Gedenktafel wird im Hagenauer Wald der im 7.Jahrhundert wirkende Bischof Arbogast (und Regional -Heilige!) verehrt. Hier steht eine uralte Eiche, die aus seiner Zeit stammt: sie ist nach einem Blitzschlag "konserviert" als heiliger Stamm und stellt ein Sighseeing-Ziel dar....
Es war eine Freude durch den Wald zu radeln, der zweite Abschnitt heute nach den Hügeln. Stille, guter RDweg und überall kleine Kanäle. Die Moder durchquert den Wald und bei der alten Eiche ist dann Getümmel - heute ist ja Feiertag und so sind zahlreiche Familien hier rausgefahren, Naherholungsgebiet des Stadtgebiets. Wirklich schön hier ..
Ich setze mich an die Moder, schaue mir die Eiche an und beschließe, erst in Hagenau eine Pause zu machen. Hier ist es doch zu wuselig.....
Ein Café ist schnell gefunden....und dann haben die SchwarzwälderKirsch...da bin ich schwach geworden.
Haguenau ist eine schmucke alte Garnisonsstadt mit schöner Altstadt und Flair. Um die Mauern fließt die Moder und neben der St.Georges Kirche und dem protzigen Rathaus stehen noch alte Tore, Zollhäuser, Barocke Palais und was mir besonders gefallen hat, ein fast schon schweizerisch anmutendendes rotes Haus mit Schmuckfasse, Wappen und einer coolen Uhr! Siehe Foto. Wie gesagt, erinnert bissl an Basel o.ä.Architektur. Ich fahre nach Süden....
Der Streckenabschnitt nach Haguenau ist wenig interessant: es geht an der Landstraße entlang (immerhin mit Streifen oder Fahrradweg), überwiegend geradeaus. Dafür macht man km ohne viel Höhenunterschiede.
Das Schloss in Brumath ist dann doch nochmal ein barocker Hingucker. Über dem Haupteingang steht geschrieben: "Möge der Friede unter euch wohnen", was daran liegen dürfte, daß es nach der Revoluton eine lutherische Kirche wurde. Ja: ich hab mich auch gewundert: eigentlich wurden nach der Revolution Schlösser erobert und Kirchen säkularisiert. Hier ist da einiges anders gelaufen. Und heute ist ein Archäologie-Museum drin. Was für eine Geschichte....
Bemerkenswert ist auch das Gefallenen- Denkmal vor der Rückseite des Schlosses. Wie in Strasbourg steht hier geschrieben "Für unsere Toten", und nicht wie gewöhnlich " Gestorben für das Vaterland". Das ist im Elsass ja kompliziert. Im 1.Weltkrieg kämpften bekanntlich Elsässer für zwei Vaterländer...Für die Rückseite mit den Gefallenen im Algerienkrieg steht dann doch wieder der übliche französische Spruch.....Irgendwie scheint "Für unsere Toten" seitdem nicht mehr zu genügen denkt man sich da evtl....
Ich bin auf dem letzten Abschnitt angekommen: dem Rhein-Marne-Kanal. Er wurde im 19.Jahrhundert als Teil des gigantischen Wassernetzes in Frankreich errichtet und ist insgesamt fast 300 km lang bevor er bei Strasbourg in den Rhein mündet. Lange Zeit ein wichtiger Schiffahrtsweg ist er heute touristisch (Hausboote) genutzt und leitet einen Fahrradweg. Ich stoße auf seinen letzten Kilometern nachdem er durch die Nordvogesen bei Saverne geführt hat dazu und da mein Hotel am Kanal liegt habe ich damit die Zielgerade erreicht. Ich mache ein paar Drohnenvideos und genieße die menschenleere Strecke am Wasserweg.Eine eigene Idylle, dieses scheinbar stehende Wasser mit Hafenatmosphäre mitten in den Feldern... Und dann kommen ein paar Schleusen, eng und beachtlich abgesenkt!
Um 19 Uhr habe ich das Hotel in Vendenheim vor den Toren Strasbourgs erreicht. Morgen früh rolle ich dann direkt am Kanal nach Strasbourg ein....
Die Tour-Daten für Etappe 1.
Ich plane für meine Tagestouren zwischen 60 und 90 km (siehe Überblick )
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