Etappe 3: Andlau - Turckheim
Jede Radreise hat ihre Regentage. Heute ist in der ganzen Region Regen angekündet und ich studiere MinuteCast und Wetteronline nach Lücken und Stärkegrad um eine gute Zeitlinie nach Turckheim zu finden.
Wenn ich Glück habe reißt ein Wolkenband am Nachmittag auf, dann hört es für 1-2 Std. auf zu regnen.
Ansonsten wird das wohl ein Materialtest meiner Regenkleidung heute. Allzu kalt wird es nicht, sodass ich in Bewegung keine Probleme haben werde.
Jetzt Reize ich erstmal mein Check out aus und genieße das Frühstück im Trockenen...
Die Kleidung hält, der Wind kommt natürlich aus der falschen Richtung, aber das passt: denn die Atmo entlang der Vogesen mit ihren Burgen, Klöstern und Dörfern ist einfach wunderbar. Die Route führt mich durch mittelalterliche Stadtbefestigungen wie Dambach, Bergheim und Ribeauvillée, immer mal Platz zum unterstellen und außerdem freue ich mich regelmäßig über Störche in der Luft und in ihren Nestern.
Als "schwarzer Ritter" schiebe ich mein Ross durch die Altstadt von "Rappoltsweiler" wie das alte Ribeauvillée hieß. Ein freie Reichsstadt, die noch so vollständig steht, ist architektonisch in etwa so wie eine Kantate von Bach: ein vielgestaltiges Meisterwerk. Nur dass hier viele Meister warteten...kein Meter innerhalb der Mauern wurde verschwendet, alles ist aufeinander abgestimmt, doch nie mit toter Symmetrie. Hinzu kommen pittoreske Schmuckfassaden, bunter Putz...kein Wunder, dass auch die Störche hier gerne wohnen...
Ich schwelgen, aber hier ist wahrlich gut schwelgen, auch gastronomisch....
Die Wolken haben sich etwas erleichtert, ich radele ais Ribeauvillé aufwärts in die Weinreben und raste an einem Pavillion der mir einen wunderbaren Ausblick auf die Burgen gewährt, die über der Stadt thronen: die Ulrichsburg habe ich schon einmal mit meinen Kindern bestiegen. Auf der Rückseite liegt das alte Kloster Notre Dame de Dusenbach: eine wunderschöne Runde! Heute blicke ich vom Fahrrad hinüber und nehme wieder Kurs gen Süden.
Hunawihr
Auf dem befestigten Kirchfried von Hunawihr (Wehrkirche!) finden sich ganze Familiendynastien von Elsässern: Familiengräber des 19 -20.Jhs. Kinder, die bei ihren Urgroßeltern liegen....
Von hier beeindruckt der weite Blick in die Ebene bis zum Schwarzwald.
Das Bauwerk fasziniert mich, und da es gerade nicht regnet, packe ich die Drohne aus. Stürmisch ist es, gar zu stürmisch für die kleine Brumsel, aber eine Runde lass ich sie flattern, gibt tolle Ausblicke....
Hier beginnt jetzt die steilste Passage der heutigen Tour, ich packe zusammen (mich) und steige in die Pedale....
Der Weg nach Riquewihr war aufgrund einer heftigen Schauer und der Höhe die auf schlechtem Waldweg zu überwinden war kein Zuckerschlecken...
Dafür gabs dann in Riquewihr Gaufres sucrés mit chocolad chaud.....unterm Stand während es aus Kübeln trätschte.
Radtourgemütlichkeit 😀
Riquewihr ist mir bereits seit meinem ersten Besuch im Elsass 1997 bekannt, daher verschmerzen ich heute den beschleunigten Regendurchritt. Eine der schönsten Städte der Dekapolis!
Nach dem Besuch in Kaysersberg, dem Geburtsort Albert Schweitzers, folge ich dem Radweg nach Kientzheim und Sigolsheim. Hoch über den altehrwürdigen Städtchen erhebt sich das Memorial für die Kämpfe 1944/45 um den Brückenkopf Colmar. Eine Kriegsgräberstätte mit monumentaler Lage. Statt den etwas umständlichen Weg auf die Höhe zu fahren, finde ich h eine kleine Kapelle am Fuß des Hügels, steige ab und lasse die Drohne steigen. Sensationeller Ausblick....in dem Moment fühle ich mich nicht faul, sondern als Regisseur ;-)
Entlang der Fecht, diesem herrlich sprudelnden Gebirgsfluss, den ich bereits aus dem Münstertal kenne, komme ich nach Turckheim, einem Städtchen das ich noch nie besucht habe, von dem man aber immer wieder hört: Hier gibt's einerseits das Museum für die Schlacht um Colmar 1944/4/, andererseits ein geschlossenes idyllisches Stadtbild.
Mein Hotel liegt in der Stadtmauer und beim Abenspaziergang genieße ich die alten Gassen und gönne mir einen Restaurantbesuch im "Stammtisch".
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