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Niederschlesien: Brieg, Oppeln und der St.Annaberg

Sonntag

Schlesien im 18.Jh
Schlesien im 18.Jh

Ich erwache bei strahlend blauem Himmel und einem Sonnenschein wie Sommer: Anfang April??? Ein Geschenk für meine heutige Tour, die mich von Brieg nach Oppeln und dann östlich von der Oder zum St.Annaberg führen wird. Ein kleiner Pilgerweg im Rahmen des schlesischen Jakobsweges. 

Schaut man sich die Karte zur Zeit des 18.Jhs an sieht man die kleingliedrige Fürstenwelt, die hier herrschte. Der Überfall Friedrichs d.Gr. markiert ja für 2 Jahrhunderte ein protestantisch-preußisches Zeitalter. Brieg hatte einst ein Denkmal von Fr.d.Gr.- das ist sicher entfernt worden. Ich sattle jetzt meinen Hannibal und dann geht's in die Sonne  ..


Brieg/Brzeg

Schloss und Kirchberg
Schloss und Kirchberg
Nikolai-Kirche
Nikolai-Kirche

Ich bummele ca. 2Std.durch das schöne Städtchen wo am Sonntag morgen alles ruhig ist, die Menschen kommen nach und nach in die Kirche, aus der per Lautsprecher auf dem Platz bereits die Gesänge zu hören sind. 

Die alte Nikolaikirche fesselt mich durch ihre wuchtigen Türme und die hohen Decken. Es gibt so etwas wie eine schlesische Hallenkirche in der Gotik und was ich bisher in Breslau gesehen habe entdecke ich auch hier wieder. Erinnerungen an die Ruine von Guben werden wach, diese gewaltigen dachlosen Mauern...hier vollendet und restauriert! Die Kirche zeigt einmal mehr die wechselvolle Geschichte der schlesischen Region. Als gotische Kathedrale errichtet wird St.Nikolai schon bald nach der Reformation zum Protestantischen Gotteshaus. Vor der Kirche stand dann dereinst unter den Preußen ein Denkmal Luthers.

1945 und nach teilweiser Zerstörung der Kirche durch die Russen und Vertreibung der deutschen Schlesier wird die Kirche wieder katholisch, da der Großteil der hierher umgesiedelten Polen katholisch war. Und, wie eine späte Klarstellung, wurde auf dem Vorplatz eine 4m hohe Statue vom nationalheiligen Papst Johannes Paul II. errichtet. 






Das Ratusz von Brieg vor 1945
Das Ratusz von Brieg vor 1945

Das Rathaus ist eine ordentlich restaurierte kleine Burg mit Turm und Innenhof. Es hat zu zwei Seiten Plätze, Rynek, und vor 1945 stand davor eine Ststue von d.Großen. Die ist natürlich entfernt worden nach Krieg, wo alles Deutsche verschwinden musste.


Das Schloss mit Kapelle
Das Schloss mit Kapelle

Das Renaissance-Portal ist wohl im besten Zustand seit der Entstehungszeit! Die schlesischen Piasten repräsentieren einen prachtvollen Anknüpfungspunkt zur polnischen Geschichte vor den Preußen, daher hatte die Anlage auch ein ganz anderes Schicksal in der Zeit nach 1945. Ein beeindruckender Innenhof und wirklich famoser Skulptureschmuck. Ich stehe lang und betrachte, die hell strahlende Sonne hilft....Hier ist das alte Machtzentrum von Brieg  der Platz mit Kathedrale, der Schlossgarten, der Hof . 

Parodie
Parodie

Das Odertor
Das Odertor

Die alte Stadtbefestigung musste vor langer Zeit weichen. Hier im Oderpark hat man ein Fragment erhalten, das die alten Wappen der Stadt und der Herrscher ziert.

Oderbrücke Brzeg
Oderbrücke Brzeg

Ein letzter Blick zurück, an der Oderbrücke von Brzeg und ich folge dem Fluss weiter aufwärts nach Oppeln. Brieg war ein bedeutendes Fürstentum der alten Zeit und konnte nach 1945 einigen Glanz bewahren, schöne Parks und ein recht geschlossenes Stadtbild. Das Video jetzt anzusehen (s.o.) lässt mich die wechselhaft Geschichte Schlesiens fühlen.


Der Auftakt in Brieg war für einen Sonntag wunderbar, ich habe das als Spazierrunde extra getrackt, daher hier nur der Abschied vmvon Brieg am Oderpark. Die heutige Tour hatte zwei Teile: zunächst der Weg entlang der Oder nach Oppeln und dann der Jakobsweg  zum St.Annaberg mit einem finalen Anstieg am Abend. 

Vor Oppeln hatte ich dann einen Platten vorne, was bei den teils abenteuerlichen Webbelägen nicht verwundert....Alle 5 km fährt man auf anderem Untergrund, nur selten ist es angenehmer Aspalt: Schlagloch-Hölle, Sandpfade, Kopfsteinplaster, "sozialistische Betonplatten" und natürlich Waldwege mit enormen Löchern/Pfützen , die manchmal mit Bruchsteinen/Klinkerabfall aufgefüllt wurden, was nicht unbedingt für Radfahrer Sinn macht. Kurz: man muss IMMER auf die nächsten 1-2 Meter achten, sonst kann man sich am Wegesrand wiederfinden. Zwischendurch fährt man auch Landstraße, das ist relativ ruhig (nur wenn ein Auto kommt, dann meisten mit 150 km/h).

Für diese etwas mühseligen Aspekte

...wird man durch Naturschutzgebiete und echte Abgeschiedenheit entschädigt. Ruinen am Wegesrand, charmante Dörfer und natürlich die Oder, zu der man hier mehr Kontakt hat als gestern. Gelbe Rapsblüte allüberall und einige alte Adelspaläste aus schlesischer Vergangenheit. Heute privat und nicht zugänglich, aber stimmungsvoll. (Hab mal die Drohne geschickt). In den Dörfern fällt die große Zahl verlassener und lange verfallener Höfe auf. Mit den Augen einer anderen Zeit beschleicht einen Wehmut, aber für das heutige Bild ist das integrierte Normalität auf dem Land.Am Rande dieser Dörfer dann Neubauten mit Rasierkanterasen und aber auch ganz ärmliche Bruchbuden.  Jedes Dorf setzt andere Akzente, auf dem Weg zum St.Annaberg z B. Ortsschilder mit deutschem und polnischen Namen! 

Oppeln : ich gab meinen Schlauch gewechselt und dann die Stadt besichtigt. Der lange Weg durchs Gewerbegebiet, Betonwerk  etc.endlos.....Ich musste ja früh die Oderseite wechseln.

Oppeln selbst hat einen hübschen

Stadtkern, viele schöne Fassaden, Kultur und Gastronomie. Da ich an der Oder viel Zeit gelassen hatte, hab ich mich hier vor allem gestärkt, mal die Füße hochgelegt und dem Treiben zugesehen. Sonntagsflair alles sehr schick.

Der Weg zum St.Annaberg war dann weitgehend besserer Belag, lange gute Waldwege und beim Aufstieg durchweg guter Asphalt, daher hab ich wenig Halt gemacht sondern habe mich mit dem Südwind angelegt  Nochmal alles geben.... Im Dunklen angekommen blickt man auf das Land voller Lichter in der Ferne. Morgen früh schau ich mir diesen Heiligen Berg der Schlesier genauer an...


In Schurgast an der Neiße
In Schurgast an der Neiße

In Schurgast überquere ich die "Glatzer Neiße" (im Unterschied zur Lausitzer Neiße in Görlitz) und mache Halt an der Jakobus-Kirche, die am Jakobsweg der Via Regia liegt.


Via Regia
Via Regia

An der Oder
An der Oder
Auf dem Weg nach Oppeln
Auf dem Weg nach Oppeln

Unterwegs passiere ich einige Paläste und genieße ein Naturschutzgebiet. Hier lässt es sich ausruhen. Es sind tatsächlich 27°C Anfang April....völlig verrückt. Ich habe natürlich keine Sonnenxremexsabei und zu spät geschaltet.Dieser Reflex ist noch nicht aktiviert: dafür werde ich wohl heute büßen...



Plattfuß vor Oppole
Plattfuß vor Oppole

Oppeln

Oppeln
Oppeln
Rynek und Ratusz
Rynek und Ratusz
Fürst Kasimir Opolsky
Fürst Kasimir Opolsky

Kasimir I. von Oppeln, auch Kasimir I. von Oppeln-Ratibor; polnisch Kazimierz I opolski; tschechisch Kazimír I. Opolský, (* 1178 oder 1179; † 13. Mai 1230) war 1211 bis 1230 Herzog von Oppeln-Ratibor. Er entstammte dem Oppelner Zweig der Schlesischen Piasten.

Wikipedia



Wojcech Korfanty
Wojcech Korfanty

Korfanty ist eine bedeutende Politik-Persönlichkeit des 20.Jh. Umstritten aber schillernd.Zwischen Reich, Polen und Schlesien ein umtriebiger leidenschaftlicher Schlesier, der deutlich macht, wie verworren die Geschichte Schlesiens im frühen 20.Jh.wurde und in die Spaltung führte.

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