Kreuzkapelle PUENTA
02.08.24
Im Ort treffe ich auf zwei Bicigrinos, die wie ich die imposante Santiago-Kapelle besichtigen: ein netter Franzose, Anfang 30 , und eine etwas ähnlich junge Portugiesin. Nach einer kurzen Andacht rollen wir zur Brücke durch die anschmiegsame Calle major, die Hauptgasse. Was fürcein kuscheliger Pilgerort. Von allen Wänden grüßen die Jahrhunderte und doch gibt's frische Tortillas und Kunst-Ateliers, Mercator usw.
Am Ende der Gasse angelangt stehen wir vor der Brücke, die hier extra für die Pilgerströme vor etwa 850 Jahren gebaut wurde. Das allein macht ehrfürchtig.Funktionsbauten von heute werden sicher keine 100 Jahre überdauern...
Santiago-Kirche
Nach der Brücke hatte ich mich zunächst von meinen Bicigrinos verabschiedet aber kurz vor Lorca traf ich wieder auf sie und zwar am Hang zu einem Aufstieg. Leonore aus Portugal kämpfte wacker aufwärts während Quentin der Franzose mal vorausschoss, dann umdrehte und anfeuerte.wir freuten uns über das kleine Wiedersehn und pumpten gemeinsam die Steigung hoch.
Auf der Höhe nahm ich dann den Ort um Wasser zu tanken, während die beiden wohl auf der Straße weiterfuhren, jedenfalls verloren wir uns wieder.
Leonore und Quenton hatten sich übrigens selber erst vor 2 Tagen getroffen beim Aufstieg nach Roncesvalles, und waren nun gemeinsam unterwegs, Quentin bereits seit Le Puy en Velay: wow!!
...und in Estella erwischte mich dann das angekündigte Gewitter. In dem Ort war eine Fiesta, Jugendliche schwammen in Luftkidsen im Fluss und wurden von Brücken angefeuert im Ort waren viele in rot-weiß gekleidet und Musikgruppen mit Schalmri und Trommel liefen laut quäkend durch die Gassen. Eine alte Dame erklärte mirc(auf Spanisch), dass es ein Fest des Hl.Fermin sei und zeigte zum Himmel. Sie machte sich wohl eher Sorgen um das Gewitter, das schon am Grollen war und wollte mich warnen. Ich danke ihr und fuhr noch ein paar Meter, da öffnete der Himmel die Schleusen. Ich blickte mich um und sah.....einen Tunnel! Und kaum war ich drin ging es auch schon los. Mit dermaßen Getöse und Geprassel, dass ich dankbar 40 Minuten im Tunnel blieb.... Zwar pfiff ein heftiger Wind hindurch und die Autos dröhnten aber, die Donnerschläge waren dermaßen beeindruckend, dass ich am Rand verharrte Musik hörte und etwas Blog schrieb ;-)
Nach dem.leichten Regen, durch dem ich noch bis kurz nach Irache geradelt bin kam die Sonne bald wieder und schon 10 km weiter war dss Unwetter Ferne Vergangenheit.Nun folgte zudem ein traumhafter Abschnitt auf dem Weg nach Los Arcos, auf dem.ich völlig allein auf einem Talweg dahinfuhr und die schöne Gegend bestaunt, den Wein und auch die wilden Felder .
Schließlich zückte ich die Drohne und konnte ein paar wunderbare Videos fliegen.
Dann kam ich zur "Oase", einem Ort zwischen allen Orten, ein paar schattenspendende Bäume mit 3 Bänken, einem kleinen Verdeck für Schatten und ansonsten STILLE!
Hier musste ich natürlich rasten....Dabei ist dann auch die Ukulele zum Einsatz gekommen....(ich übe noch)....
Gemeinschaft
Nach dem sehr schönen Abschnitt traf ich fast schon erfrischt in Los Arcos ein, es war früher Nachmittag. Als ich h durch die Calle major fuhr hatte ich das Gefühl, eine Geisterstadt zu betreten: alle Läden zu, Rollläden runter Geschäfte dicht....das wirkt fast schon filmreif, diese Siesta.
Umso besser konnte ich durch die Gassen rollen . Die Kathedrale war allerdings auch zu, was ich weniger nachvollziehen kann.
Also holte i h mirceinen Stempel in einer Albergue ab, was wie immer problemlos lief, und machte mich auf den Weg.....
Am Ortsausgang fuhr ich dann an Leonore und Quentin vorbei, die grad auf einer Bank Siesta con Tortilla hatten.Wiedersehensfreude: dreimal an einem Tag, ich beschloss, nich ihnen nun einmal anzuschließen. Es entstanden sehr amüsante und sympathische Gespräche im.er in einem Mix aus Französisch, das die beiden gut sprechen, und englisch, weil no h einfacher zu dritt passt. I h muss sagen, so einen Mix mit Französisch finde ich angenehm.
Die beiden sattelten ihre deutlich (!) leichter gepackten Räder und so radelten wir zu dritt.
Quentin kam aus seiner Verwunderung kaum heraus wieviel Gepäck ich transportierte , ohne ein Zelt dabei zu haben....soviel zu meinem "reduzierten" Packplan (siehe unten).....
Wir fuhren auf den Fußweg über die Felder, weshalb ich meine kompakte getrackte Straßenroute letztlich ignorierte, wir folgten den Schildern und das hat gut gepasst, es ging nämlich grad genauso schön weiter wie zuvor.Eine echte Premium-Etappe.
Im Grunde meistens so: Quentin vorneweg, in der Mitte ich und im Corso-Ende Leonore. Alle in ihrem Tempo teilweise auch mal 100m auseinander. Dann wieder sammeln, kurze Pause und: ein Foto! Hat wirklich h Spaß gemacht und beide staunten nicht schlecht wie schnell ich das Equipment zum GruppenSelfie stehen hatte....gekonnt ist gekonnt ;-)
Wir waren bestimmt noch 3 Std.unterwegs und anfangs wollte Leonore garnicht so weit. Ich hingegen hatte bereits in Logroño gebucht und war daher festgelegt, woraufhin Quentin meinte, dass wir das dann auch zusammen radeln könnten.
Und so ist das: gemeinsam zieht es besser vorwärts, das ist ein Vorteil! Es ist spannend, sich auszutauschen, dann wieder gemeinsam die teils erheblichen Anstiege hochzukämpfen, die anschließenden Sturzabfahrten zu genießen, das ist schön und ich habe die gemeinsame Fahrt genossen.
Die Geschichte von Leonore und Quentin bei der ich bloß eine kleine Nebenrolle hatte war auch schön zu erleben: wer weiß ob sie kurz oder lang wird? Getroffen haben sie sich in den Pyrenäen, zufällig. Beide allein, beide Single, flexibel um dann gemeinsam weiter zu radeln. Beide im gleichen Alter aus zwei verschiedenen Ländern, beide - so meine Einschätzung- religiös. (Wir verbrachten in Puente eine Gebetszeit in der Kirche).
Ich wünsche beiden eine wunderbare Zeit auf dem Camino, wie auch immer, es war schön sie kennen zu lernen! Die wenigen Stunden endeten in Viana, als beide beschlossen dort noch die Messe zu besuchen und dann in die Albergue zu gehen während ich noch nach Logrono weiter radelte. Wir ließen unser Credential noch gemeinsam stempeln und verabschiedeten uns dann mit Umarmung und Buen Camino.
Kurz bevor ich das attraktiv wirkende Viana verließ, stieß ich noch auf die Grabplatte von Cesare Borgia, der hier vor Viana starb, nach seiner sagenhaften Regentschaft und zahlreichen Kriegszeiten im Namen seines Vaters, Papst Alexander III.
Die Borgias.....kommen ja von hier um die Ecke....
Knapp 70 km Distanz und dabei 1100 hM sind die Fahread-Bilanz des Tages.
Das spüre ich h auch in den Beinen als ich recht spät gg.20 Uhr in meinem B&B-Hotel eintreffen.
Das Gewitter hat Zeit gekostet und das gemeinsam radeln hatte auch mehr Pausen zum Schwatzen und Verschnaufen Damit ist klar, werde ich nicht zum Bloggen kommen, muss jetzt erstmal duschen und noch was kleines Essen. In meinem jetzigen Rhythmus reicht das Frühstück bis zum Abend, cool!
Ich falle schließlich erledigt ins Bett und beschließe, morgen später zu starten: Erholung muss man planen.....Buenas noches!
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