30.07.24
Ich bin am Nachmittag eingetroffen und habe jetzt vom Autofahren auch erstmal genug....
Mein Hotel liegt sozusagen Direkt am Einstieg in den Camino, ich Quartiere mich ein und laufe erstmal in den Ort, vom dem ich bisher so viel gelesen hatte.Ich merke schnell, dass hier kaum noch Frankreich ist, wohl aber Navarra. Die Schrift , vor allem ihre Aussprache entzieht sich meiner Vorstellungskraft.
Egal: ich bin da, endlich kanns losgehen....
Ich überquere die Brücke der Pilgerkirche und nehme Fotos und ein Video auf (Insta',Futter). Hier gibt's davon die schönsten.....
Stempel & Pilger-Messe
Das alte Tor zu durchschreiten ist schon stimmungsvoll, altehrwürdige Mauern....wie viele Menschen schon von hier aus auf den Jakobsweg gestartet sind....als moderner Fahrradpilger setze ich die Tradition morgen fort und bin schon ein wenig aufgeregt.
Durch die zentrale Straße aufwärts schlendere ich von der Kirche an zahlreichen alten Häusern des 18./19.Jh.s entlang (und den unvermeidlichen Shops) bis ich zum Pilgerbüro gelange, wo ich den ersten Stempel in meinen "Credential" bekomme, meinen Pilgerpass. Sieht gutvaus: jetzt ist es sozusagen "amtlich": Markus Gück startet am 31.07.auf den Camino von St.Jean Pied de Port aus. Dieser Pass ist nun mein Begleiter und Zeuge....
Danach gönne ich mir ein Eis (immer no h 36°C) und gehe zurück zur Kirche, die ich nun genauer anschaue...
In der Kirche bleibe ich sozusagen "hängen"- nach der ersten Runde (Umschsuen, Fotos machen herumgehen) stehe ich vor den Kerzen. Eine kleine Zeremonie auf die ich mich nicht immer einlasse, heute schon.
Die Kerze ist sehr lang, ich setze mich in eine Bank und schaue ihr beim züngeln zu, sie brennt ruhig in einer beachtlichen Traube von Kerzen, die das Kirchenschiff durchaus angenehm erleuchtet.
Ich sitze genug abseits,dass ich ungestört meinen Gedanken folgen kann , die Besucher sind recht still.
Und so verharre ich fast eine Stunde und stelle mir unter anderem die Frage um die sich irgendwie alles dreht: warum bin ich hier....
Aus den Gedanken wird ein Gebet.
Irgendwann Blicke ich auf und stelle fest, dass sich der vordere Raum gefüllt hat und schon läuten die Glocken: eine Messe!
Ich bleibe sitzen und werde Teil der Gemeinde.Eine ältere Dame hält die Lesungen, ein recht junger lateinamerikanischer Priester die Liturgie und die Eucharistie in einem recht eigenen Französisch, das zudem im Hall der Kirche nicht immer verständlich ist.Ich kann dennoch gut folgen, Liturgie ist die Weltsprache der (Kath.) Kirche: Kyrie Gloria .Halleluja...(wozu bin ich Kantor?)
Ich nehme - als Protestant ein wenig illegal aber bewusst- am Abendmahl teil und staune nicht schlecht als der Priester am Ende die Pilger nach vorne bittet. Und so stehe ich mitveiner Gruppe von etwa 30 Personen vorm Altar und bekomme einen Pilgersegen zugesprochen.
Wenn ich bedenke, was ich alles verpasst hätte, wäre ich nach der Fotorunde gegangen....
"IHN, ihn lass tun und walten!
Er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten,
dass du dich wundern wirst,...."
(Befiehl du deine Wege ,Str.8)
Und dann kommt Hannibal endlich auf die Beine. Ich checke nochmal die Schrauben, drehe eine kleine Runde und kann ihn dann im Hof des Hotels parken.Alles gepackt, verlasse ich dann nur zum Abendessen noch einmal das Zimmer für einen formidablen Tintenfisch-Salat mit baskischem Cidre.
Ich freue mich, dass online viele Grüße ankommen. Liebe Reisewünsche von unterschiedlichsten Bekannten und Freunden, die meiner zugegebenermaßen wenig dezenten Posting-Welle der letzten Tage folgen.
Darüber muss ich auch noch nachdenken: ein gesundes Maß an Social Web und Stille.
Morgen früh will ich gg.7 Uhr spätestens starten, daher geht's jetzt ins Bett. Hitze lässt zum Glück endlich leicht nach....Bonne nuit!
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